Demenz begegnet uns überall - auch in der Stadtverwaltung
Alzheimer Gesellschaft schult Mitarbeitende der Stadtverwaltung zum Umgang mit Menschen mit Demenz
„Unser Kundenkontakt dauert manchmal nur sehr kurz, häufig kommen Angehörige in die Beratung, die aus Scham die Demenzerkrankung des Partners verschweigen. Wie können wir da Hinweise auf die Erkrankung ermitteln, um den Menschen wirklich weiterzuhelfen?“, fragt Anja Juland von der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung von der Stadt Mülheim. In der Bußgeldstelle fragen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht selten, ob Demenzerkrankungen nicht ursächlich hinter manchen Verstößen gegen die STVO stehen und wie damit umgegangen werden sollte.
Neben dem beruflichen Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern sind viele Teilnehmende der Fortbildungsveranstaltung der Alzheimer Gesellschaft und des Runden Tisches Demenz, die an zwei Tagen im März 2019 in der VHS stattfand, persönlich direkt oder indirekt betroffen. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, die Menschen zum Umgang mit Menschen mit Demenz zu schulen, die aufgrund ihrer professionellen Ausrichtung nur zufällig mit Menschen mit Demenz in Kontakt kommen. So haben wir inzwischen Sparkassen, Polizeianwärter, Taxifahrer, Supermarktmitarbeiter aber auch ehrenamtliche Mitarbeiter von Kirchengemeinden, die wir inzwischen regelmäßig besuchen, zu diesem Thema informiert. Fast immer sind die Teilnehmenden im Beruf und privat von den Auswirkungen der Demenz betroffen“, berichten Sylvia Eberlein und Peter Behmenburg vom Vorstand der Alzheimer Gesellschaft und Elke Riedemann vom Demenz-Servicezentrum Westliches Ruhrgebiet.
Am Einführungstag ging es um Basisinformationen zum Krankheitsbild und konkrete Umgangsregeln. Anschließend hatten die ca. 25 Teilnehmenden die Gelegenheit, sich direkt bei Vertretern des Runden Tisches zu informieren und sich auf den verschiedensten Ebenen dem Thema zu nähern. Neben der Beratung und Informationen zu den Versorgungsmöglichkeiten im ambulanten und stationären Bereich gab es einen Medientisch des Verlags an der Ruhr, einen Demenzparcours und durch das Tragen eines gerontologischen Simulationsanzuges die Möglichkeit, auch physisch und sinnlich Demenz spürbar zu machen.
Im intensiven zweiten Teil der Schulung ging es dann konkret um die Fragestellungen der Mitarbeitenden: Wie unterscheide ich zwischen Altersvergesslichkeit und Demenz?, Was kann ich tun, wenn die Betroffenen sich gegen einen Arztbesuch wehren? „Wie kann ich die Mutter aus ihrer Isolation holen?, Wie kommuniziere ich mit Dritten über die Problematik?, Wer hilft mir beim Zugang zur Pflegeversicherung?. Einen ganzen Tag entwickelten Sylvia Eberlein, Elke Riedemann und Peter Behmenburg gemeinsam mit den Teilnehmenden Lösungen und Strategien, gaben wertvolle Tipps und wiesen auf die Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen in Mülheim hin. Frau Leitzen, die die Schulung seitens der VHS initiierte und realisierte, berichtete, dass die Rückmeldungen durchweg positiv waren und sicherlich mit Folgeveranstaltungen zu rechnen ist.